Hoch hinaus: Höchster Windmessmast der Welt feierlich eingeweiht

Mit über 100 Gästen aus Politik und Wirtschaft startet 300 Meter hoher Windmessmast auf der Hochkippe Klettwitz offiziell in den Forschungsbetrieb

300 Meter hoch, 99 verbaute Mastelemente, knapp 70 Tonnen schwer und mit 46 Messeinrichtungen ausgestattet – das sind die Zahlen des weltweit höchsten Windmessmastes auf der Hochkippe Klettwitz, welcher in den vergangenen vier Monaten errichtet wurde. Das einmalige Projekt hat am 4. Mai 2023 seinen offiziellen Forschungsbetrieb im Rahmen einer feierlichen Einweihung aufgenommen.

Vor über 100 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft haben der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Michael Kellner, Sachsens Staatssekretär für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Dr. Gerd Lippold, der Landrat des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, Siegurd Heinze sowie Schipkaus Bürgermeister Klaus Prietzel, beventum-Geschäftsführer, Dr. Martin Chaumet, und der Gründer des Ingenieurdienstleisters GICON®, Prof. Jochen Großmann, symbolisch die Bänder von acht Ballons durchgeschnitten – das Zeichen, dass man hoch hinaus möchte mit diesem Projekt.
Windmessmast Klettwitz

Schipkau und die Region Oberspreewald-Lausitz nehmen Vorreiterrolle ein

Der Standort des weltweit höchsten Windmessmastes auf der Hochkippe Klettwitz ist für die Forschung aufgrund des angrenzenden Windparks ideal. Michael Kellner vom BMWK hebt die Vorreiterrolle der Region für die Energiewende hervor: „Die Lausitz ist eine Energieregion und steht am Umbruch ins Zeitalter der Erneuerbaren. Mit der Forschung zu Höhenwindanlagen können wir zukünftig Windparks effizienter, mit höherer Auslastung bei gleichzeitiger geringerer Flächennutzung realisieren. Das hilft beim Ziel von 80 Prozent Erneuerbaren bis 2030 und bei der Frage der Energieunabhängigkeit. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sichert hochqualifizierte Jobs in der Energiebranche der Region.“

Für zwölf Monate wird der Windmessmast neben den Erkenntnissen zu Windgeschwindigkeit, Luftdruck, Temperatur und Niederschlagsmengen auch das Verhalten von Fledermäusen erfassen. Dazu wurden entlang des Mastes Batcorder angebracht, welche die Ultraschalllaute der Tiere in hörbare Laute umwandeln.
Windmessmast Klettwitz
Die GICON®-Großmann Ingenieur Consult GmbH hat als Unternehmen der GICON®-Gruppe das Vorhaben von der Planung bis zur Inbetriebnahme komplett aus einer Hand realisiert. „Ein großer Schritt für die Region, die Energiewende und für uns als Unternehmen“, sagt GICON®-Gründer Prof. Jochen Großmann im Rahmen der Veranstaltung, „damit legen wir den Grundstein für die Entwicklung von Höhenwindrädern, welche mit Nabenhöhen von 300 Metern die deutlich besseren Windverhältnisse in diesen Höhen nutzen können. Ehemalige Braunkohleflächen können damit aufgewertet und die Basis für modernste Industrieansiedlungen werden, die komplett mit grünem Strom versorgt werden. Mein Dank geht an die Gemeinde Schipkau mit Bürgermeister Klaus Prietzel, an den Landkreis und den Landesbetrieb Forst sowie für die Bauleistungen an die Ge:Net GmbH und ich danke der beventum GmbH für die Initiative und den Auftrag für dieses einzigartige Projekt.“

Im Fokus des GICON®-Auftrags stehen nicht nur die Windmessungen bis zu einer Höhe von 300 Metern, sondern auch zwei LiDAR-Systeme, welche die Messungen vom Boden aus durchführen und mit dem Messmast kalibriert werden. Das LiDAR-System verwendet dafür Radarwellen, um optisch Abstands- und Geschwindigkeitsmessungen durchzuführen. Mit kalibriertem LiDAR-System können zukünftig Höhenwindmessungen deutlich einfacher durchgeführt und Messzeiten mit Windmessmasten deutlich verkürzt werden oder gegebenenfalls ganz entfallen.

Das Vorhaben aus Windmessmast und Messkampagne hat ein Gesamtvolumen von ca. 2,8 Millionen Euro und wurde durch die beventum GmbH beauftragt.
Als Tochterunternehmen der Bundesagentur für Sprunginnovationen wird die beventum GmbH aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit rund 80 Millionen Euro finanziert. Ziel des Unternehmens ist es, erstmalig die Potentiale des Höhenwindes zu erschließen und damit unter anderem das Standortproblem für Windenergieanlagen in Deutschland zu lösen. Das Erneuerbaren-Energien-Gesetz sieht vor, dass bis 2030 bundesweit insgesamt „71 Gigawatt Windenergie an Land“ geschaffen werden.

beventum-Geschäftsführer Martin Chaumet erklärt: „Der welthöchste Windmessmast ist unser erster Schritt zur Erschließung des Höhenwindes, dem möglichst bald Prototypen für Höhenwindräder folgen sollen. Wie es die ersten Messungen andeuten, wird man zukünftig in der Lage sein, überall Strom aus Höhenwindrädern zu akzeptablen Preisen erzeugen zu können.“

Höhenwindräder sind etwa doppelt so hoch wie bisherige Windräder und sollen die deutlich ertragreicheren Winde in großen Höhen nutzen. Es werden Erträge im Bereich des Doppelten konventioneller Windkraftanlagen erwartet. Weiterhin können die Höhenwindräder als zweite Ebene in bestehende Windparks integriert werden. Somit kann man auf der gleichen Fläche einen deutlich höheren Energieertrag erzielen und deutlich schneller mehr Windstrom produzieren. Daneben bieten sich besondere Chancen in der Nachfolgenutzung der Tagebauregionen und zukünftig auch in der lokalen Windstromerzeugung durch Solitär-Höhenwindräder.

Höhenwindräder machen aus ehemaligen Braunkohlerevieren Innovations- und
Produktionsregionen

Kamera in 220 Metern Höhe für Blick aus Weltrekordhöhe

Besucher:innen der Hochkippe und Interessierte können ab sofort auch Bilder aus der Rekordhöhe online anschauen. Hier geht es zur Kamera, die alle zehn Minuten ein 360-Grad-Bild erstellt.

Mehr Infos zur beventum.
Windmessmast Klettwitz